Noch ist heller Tag. Aber ich werfe einmal nach dem gut organisierten Lichtspektakel zum Einheitstag am Brandenburger Tor und an der Glienicker Brücke einen Blick auf den 11. November.
St. Martin, für viele Kinder, ob gläubig oder nicht, wieder ein besonderes Erlebnis.
Hier noch eine besondere Note mit deutsch-polnischem Akzent
Vor sechs Jahren habe ich mir in Vehlefanz mit einigen Kindern Gedanken gemacht über Herkunft, Bedeutung des Martinsfestes.
Hier eine kleine Erzählgeschichte (zum Nachmachen)
- Gespräch
mit Musik
Teilnehmer:
E: Erzähler
V: Vater
M: Martin
S: Susanne
Martinslied
E: Es ist abend. Papa Schreiber sitzt mit seinen Kindern zusammen im
Wohnzimmer Mutti ist unterwegs. Martin und Susi basteln die Laternen, für
nachher. Denn dann gehen alle zum Martinsumzug. Papa liest seine Zeitung.
V: Vergesst nicht,
übermorgen fahren wir zu Onkel Stanislaw nach Slubice. Da müsst ihr auch noch
ein kleines Geschenk vorbereiten.
S: Oh ja, das wird
wieder toll. Da gibt es doch die kleinen Teigtaschen, die ich so gerne esse,
und den guten Kompott
V: Du meinst die Pierogen.
Ja, da freue ich mich auch drauf. Mit Quark oder mit Hackfleisch gefüllt. Bin
mal gespannt, wer dieses Mal die Münze
beim Essen findet
M: Verwechselst Du
da nicht etwas mit Weihnachten?
S: Und? Ich freue
mich schon drauf, wenn sie wieder polnische Lieder singen. Einige kann ich
jetzt auch schon. So eine polnische Geburtstagsfeier hat etwas
M: Ich freue mich
auch schon riesig drauf. Geburtstag mit Stanislaw, das bedeutet Spaß und
Freude.
V: Aufgepasst ihr
beiden. Merkt Euch mal, wir feiern nicht seinen Geburtstag, sondern seinen
Namenstag. Jedes Mal vergesst Ihr das
S: Ja, stimmt,
Stanislaw hat ja im Januar Geburtstag. Ich habe mich ja schon immer gefragt,
warum er zweimal Geschenke bekommt. Namenstag, bei uns in der Klasse feiert
niemand „Namenstag“
V: Du weißt doch,
dass Stanislaw katholisch ist. Wie die meisten Menschen, die aus Polen stammen.
E: Der Vater erklärt
den Kindern Herkunft und Bedeutung der Namenstage: Der Namenstag dient dem
Gedenken des Heiligen oder Seligen mit diesem Namen. Dieser Tag ist im
Heiligenkalender verzeichnet. Der Namenstag ist ein katholisches Fest. Seit dem
Mittelalter wird darauf Wert gelegt, Kindern einen Heiligen- oder Seligennamen,
zumindest als Beinamen, zu geben. Der Heilige oder Selige, also Menschen, die
Wunder vollbracht oder etwas Besonderes in
den Augen der Kirche vollbracht haben, wird mit der Taufe zum Schutzheiligendes
Kindes.
Mit der Namensgebung
wollte man sich von Andersgläubigen, später auch Evangelischen abgrenzen und vermeiden,
dass die Leute Ihren Kindern lächerliche oder anstößige Namen gaben. Der Name
eines Heiligen sollte in jedem Fall vorgezogen werden. Heute ist dies jedoch
nicht mehr üblich.
Später wurde der
Geburtstag dann zu Gunsten des Namenstages als Festtag verdrängt. Aber auch heute
noch ist der Namenstag in manchen streng katholischen Gebieten wie Polen wichtiger
als der Geburtstag. In der evangelischen Kirche gibt es keine Heilig- oder
Seligsprechungen, deshalb ist es in protestantischen Gebieten zumeist auch
unüblich, den zufälligen Namenstag zu feiern.
S: Wann habe ich
denn Namenstag?
V: Ihr stellt
Fragen. Ja, wir haben uns schon überlegt, warum wir Dir den Namen gegeben
haben. Er kommt aus dem Hebräischen von dem Wort „shoshan“. Als wir Dich zum
ersten Mal im Kreißsaal bei der Geburt sahen, dachten wir: Du bis unsere Lilie.
Aber Du bist nicht am 11. August getauft, dem Namenstag für Susanne. Deshalb
feiern wir ihn auch nicht.
M: Immer muss
Susanne im Mittelpunkt stehen. Das macht mich ja wirklich eifersüchtig. Und
wann habe ich Namenstag?
V: Denk mal scharf
nach? Du hast ja jedes Jahr Deine spezielle Party und bekommst ein Hörnchen.
Und noch dazu werden so viele Kerzen angezündet. Du bräuchtest wirklich
Ewigkeiten, um die alle auszupusten
M: Du nimmst mich
auf den Arm, das finde ich nicht nett. Habe ich vorhin nicht gerade für Oma
Wilma eingekauft. Und die Hausaufgaben für morgen habe ich ausnahmsweise auch
mal gemacht. Und jetzt so etwas. Ich bastle jetzt lieber weiter an meiner
Laterne….an meiner Martinslaterne….oh
V: Oh, geht Dir ein
Licht auf.
S: Martin, Martin,
schön, dass Dir ein Licht aufgeht, vielleicht auch mehrere
M. Heute ist
Martinstag, geht sicherlich zurück auf den Heiligen Martin von Tours, dessen
Geschichte wir nachher sehen und hören werden.
V: Fast richtig. Der
Name geht zurück auf den römischen Kriegsgott Mars. Und neben dem Bischof haben
fünf Päpste diesen Namen getragen
S: Und auch Luther.
Gerade haben wir ja den Reformationstag gefeiert. Da sieht man, wie wichtig
solche Gedenk- und auch Namenstage sind. Da lernt man immer etwas dazu.
V: Ja, und Martin
Luther trägt seinen Namen zu Recht
M: Wirklich, dann
bekam er an seinem Namenstag immer wieder Geschenke
V: Das weiß ich
nicht, aber eines ist sicher und historisch belegt. Er wurde einen Tag nach
seiner Geburt am 11. November 1483 in der St. Petri-Paul Kirche in seiner Heimatstadt Eisleben getauft. Heute
ist noch dazu Jubiläum. Wir feiern den 525. Tauftag Luthers. In Eisleben wurde
heute groß gefeiert
S: Super, jetzt sehe
ich wie wichtig für Evangelische und Katholiken Namenstage sind. Und wie war
noch mal die Geschichte des Heiligen Martin von Tours
V: Das kommt jetzt.
Aber erst einmal üben wir noch einmal das Martinslied:
Martinslied
E: Martins größter
Wunsch war, einmal ein Soldat des Kaisers zu werden Deshalb trat er schon früh
in das Heer des Kaisers ein. Er war noch nicht einmal achtzehn Jahre alt. Martin war mutig und tapfer, er hatte viele Freunde.
Aber besonders stolz war er auf sein Pferd.
Für Martin gab es nichts Schöneres, als auf seinem Pferd
durch die Straßen der Stadt zu reiten. Sogar im Winter sattelte er sein Pferd und machte mit ihm einen
Ausritt.
An einem Abend war es besonders kalt. Als er durch die
Straßen ritt, begegnete ihm kein Mensch. Nicht einmal ein Hund trieb sich noch
draußen herum, allen war es viel zu kalt. Die Menschen hockten in ihren Zimmern
um das Feuer herum, und die Tiere rückten im Stall ganz eng zusammen. Beim
Reiten hält Martin plötzlich inne. Eine Gestalt tritt aus dem Dunkel, zitternd
vor Kälte.
Doch plötzlich zügelte Martin sein Pferd. Da lag doch etwas
am Straßenrand. War es ein Tier? War es ein Mensch? Vorsichtig ritt Martin näher,
da hörte er ein leises Stöhnen. Als er sich niederbeugte, erblickte er einen
Mann, der wimmerte vor Kälte. Es war ein Bettler, der nur Lumpen trug, “ Ich
friere so!” jammerte er.
Martin zögerte nicht, er griff nach seinem Schwert, nahm
seinen Mantel von der Schulter, packte das Schwert und schnitt seinen eigenen
Mantel mittendurch.
“Das schenke ich dir” sagte er und reichte dem Bettler den
halben Mantel.
“Danke!” sagte der Bettler leise und wickelte sich in den
Mantel ein.
Martin aber legte die andere Hälfte um sich , trieb sein
Pferd an und ritt davon.
E: Nachts träumte er von Jesus, darauf verließ er das Heer
des Kaiser. Er wollte kein Soldat mehr sein, er wollte lieber den Armen helfen.
Überall im Land erzählte man von dem Heiligen Martin. Die Geschichte von dem
armen Bettler hatte sich weit herumgesprochen, so war Martin ein bekannter
Mann. Viele Menschen liebten und verehrten ihn, sie machten Martin sogar zum Bischof
So wurde er für den Bettler zum Licht in der Finsternis.
Deshalb haben wir heute unsere Laternen angezündet und tragen das Licht nachher
hinaus in die Finsternis.
|
St. Martin im Evangelischen Johannesstift Berlin | Foto und Bearbeitung: Frank Bürger |