Der Komponist Ernst Pepping (1901-1981) gilt als Revolutionär der evangelischen Kirchenmusik. Von 1934 bis zu seinem Tod lebte er im ehemaligen Heinrich-Schütz-Haus im Evangelischen Johannesstift Berlin. Nun erinnert ein Gedenkstein vor dem heutigen Janusz-Korcak-Haus an ihn und die Berliner Kirchenmusikschule, die sich von 1928 bis 1998 dort befand. 60 Kirchenmusiker aus ganz Deutschland reisten an und gestalteten gemeinsam mit der Kantorei des Stifts ein Festkonzert.
Martin von Essen, Vorsteher des Evangelischen Johannesstifts
Berlin, ist ein begnadeter Musiker und Musikliebhaber. Gemeinsam mit Margot Käßmann, der Beauftragten der
Evangelischen Kirche in Deutschland, gestaltete er das diesjährige Erntedankfest.
Voll im Fokus der Medien. Sein Gitarrenspiel, sein Gesang gehören einfach zum
Leben des traditionsreichen Johannesstifts dazu. Das hat Tradition.
Im modernen Zeitgeist etwas in Vergessenheit geraten ist die
Erinnerung, dass sich im heutigen Janusz-Korcak-Haus die Berliner
Kirchenmusikschule befunden hat.
Und die historischen Fakten zu der Schule, die 70 Jahre lang
im Heinrich-Schütz-Haus das Bild des Johannesstifts prägten, lassen mit der
Zunge schnalzen.
Letzter Leiter war Prof. Martin Behrmann, der unter anderem
mit einem umfangreichen Handbuch zur Chorleitung hervorgetreten ist. Die
Studenten an der Spandauer Kirchenmusikschule bildeten die Basis der „Spandauer
Kantorei“ (S.K.), eines gemischten Chores, der mit zahlreichen Konzerten,
Rundfunkaufnahmen etc. in der Öffentlichkeit Berlins präsent war. Weitere
herausragende Lehrpersonen an der S. K. waren der Komponist Heinz Werner
Zimmermann, seine Frau Renate Zimmermann, die Organisten Heinz Lohmann und Karl
Hochreither, der Komponist Winfried Radeke und die Dirigenten Hanns-Martin
Schneidt und Helmuth Rilling (bis 1966).
Im Frühjahr 1934 erhielt Pepping ein Angebot als Lehrer für
Harmonielehre, Partiturspiel und Kontrapunkt an der evangelischen
Kirchenmusikschule des Johannes-Stiftes in Berlin-Spandau. Es war eine Anstellung, die er mit größter
Hingabe und Sorgfalt versah, was von zahlreichen seiner Schüler – etwa von
Helmut Barbe, der immer noch in Spandau lebt, bestätigt wurde. Pepping
unterrichtete außerdem von 1935 bis 1938 an der Berliner Hochschule für Musik
als Dozent.
Vom aktiven Kriegsdienst war er von Anfang an befreit. In
der Endphase des Zweiten Weltkriegs schützte ihn die von Hitler unterschriebene
Gottbegnadeten-Liste vor einem Kriegseinsatz.
Nach dem Krieg wirkte
Pepping bis 1968 als Professor für Kirchenmusik und Komposition an der Berliner
Hochschule für Musik, seit 2001 Universität der Künste Berlin. Im Jahr 1968 beendete er seine Lehrtätigkeit
und gab auch das Komponieren auf.
Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof Heerstraße in
Berlin im Feld 20-C-61.
Was ist nun Peppings Bedeutung für die Kirchenmusik?
Ernst Pepping gilt als einer der wichtigsten
protestantischen Kirchenmusiker des 20. Jahrhunderts, der vor allem geistliche
Werke für Chor schrieb, darunter A-cappella-Messen, Motetten und Choräle
(beispielsweise das Spandauer Chorbuch). Zudem schuf er weltliche Vokalmusik,
Orgel- sowie Orchester- und Kammermusikwerke.
Doch die Anforderung seiner Werke vor allem für den
Chorgesang ist so hoch, dass die Werke
selten aufgeführt werden. Bei den Kennern der Chormusik gelten sie gemeinsam
mit den Orgelwerken als wirkliche Kostbarkeiten der Musik.
Pepping erhielt für sein Schaffen zahlreiche Ehrungen wie
Ehrendoktorate an der Freien Universität Berlin (1961) und der Kirchlichen Hochschule
Berlin (1971). Er war Mitglied der Berliner Akademie der Künste und der
Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Seine Werke werden im Archiv der
Berliner Akademie der Künste aufbewahrt, der Nachlass befindet sich in der
Staatsbibliothek zu Berlin.
Schon früh bemühte sich Wilhelm Furtwängler, über den die
Prenzlauer Rundschau gerade berichtet hat, um das Orchesterwerk des Komponisten
und produzierte Plattenaufnahmen.
Zurück zur Gegenwart. Stiftskantor Jürgen Lindner will das
Erbe der Spandauer Musikschule bewahren. „Ernst Pepping und die Spandauer
Schule sind für die moderne Kirchenmusik von großer Bedeutung“, so
Lindner. Und auch Kirchenmusikdirektor Helmut Höft,
Leitender Kantor an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, schwärmt von Peppings
Musik.
Am Freitag gab es eine
Chorvesper zum ersten Todestag von Professor Behrmann in der
Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Hier gastierte der Badische Kammerchor der
Hochschule für Kirchenmusik Heidelberg unter Leitung von Bernd Stegmann. Stegmann
studierte in Detmold und Berlin unter anderem bei Martin Behrmann, Helmut
Barbe, Heinz Werner Zimmermann und Ernst Pepping und absolvierte 1975 das
A-Examen an der Berliner Kirchenmusikschule. Zwischen 1977 und 1985 arbeitete er als
Organist und Kantor an der Pauluskirche in Berlin-Zehlendorf. Gleichzeitig war
er als künstlerischer Leiter der Berliner Bach Gesellschaft tätig. 1986 wurde
er zum Professor für Chor- und Orchesterleitung an der Hochschule für
Kirchenmusik in Heidelberg ernannt und ist seit 2006 deren Rektor. Seine Lieder
sind zum Teil in Gesangbüchern veröffentlicht.
Am Sonnabend nun dann die Einweihung des Gedenksteins. Ein
Festkonzert gab den würdigen Rahmen.
Andreas Arentzen, Vorstand des Evangelischen Johannesstifts
Berlin, erinnerte in seinem Grußwort an die 60 Kirchenmusiker, die aus ganz
Deutschland angereist waren.
Im sich anschließenden Konzert zelebrierten die Kirchenmusiker
unter anderem die anspruchsvolle Motette „Jesus und Nikodemus“.
Ab jetzt wird der Gedenkstein im Johannesstift an eine
bedeutende Epoche deutscher Kirchenmusik und ihre Auswirkungen erinnern.
Der Gedenkstein im Johannesstift. Foto: Ingrid Sesterhenn |
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