Wir sind auf dem Weg

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Donnerstag, 9. November 2017

Nachbarschaft in der Mitte Europas


Vom Dialog allein hängt es ab

Der Auftakt der  26. Bundesversammlung der Deutsch-Polnischen Gesellschaften war bestimmt von einer Suche nach einem gemeinsamen Weg in den Beziehungen zwischen der beiden Länder in der Mitte Europas. Klar und  deutlich formulierte Andrzej Przyłębski, Botschafter der Republik Polen in Deutschland die Botschaft der neuen Regierung in Warschau. "Lernen Sie das heutige Polen zu lesen, denn ein anderes Polen wird es nicht geben." Er drückte seine Unzufriedenheit aus, wie sich einzelne Deutsch-Polnische Gesellschaften gegenüber Polen präsentieren. Hoffnungsvoll jedoch sein Ansatz: Postmoderne Philosophie basiere auf Differenzen. "Die Hoffnung liegt auf der Verständigung beider Länder." Das bedeutet Dialog.

Diesen grenzüberschreitenden Dialog forderte so auch der brandenburgische Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) auch als Polenbeauftragter der Bundesregierung ein. Neue Brücken zur polnischen Regierung gebe es zu schlagen, aber auch immer mit einem Blick in die Vergangenheit. Die schwere Schuld, die die Nationalsozialisten verursacht haben sei weiterhin präsent. "Wir können uns davon nicht freisprechen." So sei Kritik nicht als Belehrung, sondern als Aufforderung zum Dialog zu verstehen.

Landtagsvizepräsident Dieter Dombrowski (CDU) betonte  in diesem Miteinander noch die Rolle des polnischen Papstes bei der Wiedervereinigung. "Dass wir hier in Ostdeutschland Freiheit genießen durften, haben wir den Menschen in Polen zu verdanken." "Fürchtet euch nicht, Gott ist bei euch", zitierte er Johannes Paul II. Und weiter ... "Glaube versetzt Berge", ein Hoffnungsschimmer für den zukünftigen grenzüberschreitenden Dialog.

Eine klare kritische Note gegenüber der Regierung in Warschau setzte der Stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbandes der Deutsch-Polnischen Gesellschaften Christian Schröter zum Auftakt der Eröffnung. "Wir können da nicht einfach den Mund halten um des Friedens willen",  stellte er fest. Aber auch er setzt für die Zukunft auf einen konstruktiven Dialog auf einem gemeinsamen Weg. 

Letztendlich pochte auch Tadeusz Jędrzejczak als Mitglied des Exekutivausschusses der Woiwodschaft Lubuskie und zuständig für die Zusammenarbeit mit Brandenburg auf die Dialogbereitschaft beider Länder auf einem Weg in einem geeinten Europa.








Manfred Mack (links) im Gespräch mit dem DIALOG-Preisträger Martin Pollack in Darmstadt
Foto: privat

Am 10. November um 18 Uhr beginnt die 26. Jahrestagung  der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Bundesverband.

Für die Eröffnung des Bundeskongresses im Plenarsaal des Potsdamer Landtages vorgesehen sind Britta Stark, Präsidentin des Landtages Brandenburg Dr. Dietmar Woidke, Ministerpräsident des Landes Brandenburg (angefragt) Burkhard Exner, Bürgermeister der Stadt Potsdam, Dietmar Nietan, MdB, Vorsitzender der Deutsch Polnischen Gesellschaft Bundesverband und  Elżbieta Polak, Marschallin der Woiwodschaft Lubuskie.

Den diesjährigen DIALOG-Preis erhält aus den Händen von Prof. Dr. Rita Süssmuth, Präsidentin des Deutschen Bundestages a.D., Vorsitzende des Kuratoriums der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Bundesverband der Schriftsteller und Übersetzer Martin Pollack.

Hier die Infos zu Pollack von der Homepage des Bundesverbandes:

Die Deutsch-Polnische Gesellschaft Bundesverband zeichnet in diesem Jahr den renommierten österreichischen Schriftsteller, Journalist und Übersetzer Martin Pollack mit dem DIALOG-Preis für sein umfassendes literarisches Werk aus. Die Wahl erfolgte am 23. Juni 2017 in einer gemeinsamen Kuratoriums- und Vorstandssitzung in Berlin. Martin Pollack war von der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Berlin vorgeschlagen worden und hatte sich unter mehreren Bewerbern erfolgreich durchgesetzt.

Die feierliche Verleihung des Preises wird am 11. November 2017 im Rahmen des 26. Kongresses „Nachbarschaft in der Mitte Europas“ der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Bundesverband im Auditorium Maximum der Universität Potsdam stattfinden.

Die Deutsch-Polnische Gesellschaft Bundesverband e.V. wird dieses Jahr bereits zum 13. Mal den DIALOG-Preis vergeben. Mit dieser Auszeichnung werden alljährlich Personen, Institutionen, Initiativen, Medienprojekte oder Redaktionen gewürdigt, die sich vorbildhaft für den Dialog zwischen den Völkern und Kulturen in Europa sowie die Vertiefung der deutsch-polnischen Beziehungen engagieren.

Mit der Bandbreite der von ihm übersetzten und herausgegebenen Literatur aus Polen und den angrenzenden mittelosteuropäischen Ländern machte sich Martin Pollack um eine Vermittlung und Verständigung zwischen dem polnischen und deutschsprachigen Leserkreis verdient und gilt als ein Wegbereiter für die kulturelle Verständigung auch mit anderen Völkern in Mittelosteuropas.

Zur Person: Martin Pollack wurde am 23. Mai 1944 in Bad Hall (Oberösterreich) geboren und ist ein österreichischer Journalist, Schriftsteller und literarischer Übersetzer von polnischer Gegenwartsliteratur. Schon in seinem Studium in Warschau beschäftigt sich Martin Pollack mit Osteuropa, beruflich noch mehr als langjähriger „Spiegel“-Korrespondent ebenfalls in Warschau. Später betätigte er sich als Übersetzer aus dem Polnischen und übertrug bekannte Autoren wie Ryszard Kapuściński, Wilhelm Dichter, Mariusz Wilk und Daniel Odija ins Deutsche. Auch als Schriftsteller und Herausgeber von Anthologien und Reportagen hat er sich in Polen und im deutschsprachigen Raum Europas einen Namen gemacht. Unter anderem waren es Titel wie „Von Minsk nach Manhattan. Polnische Reportagen.“ und „Warum wurden die Stanislaws erschossen?“

Sehr früh beschäftigte Martin Pollack sich mit der vergessenen Welt der Juden in Osteuropa. In den 80er und 90er Jahren erschienen in dichter Folge von ihm eindrucksvolle Bände wie „Galizien. eine Reise durch die verschwundene Welt Ostgaliziens und der Bukowina.“ „Des Lebens Lauf. Jüdische Familienbilder aus Zwischeneuropa.“ sowie „Das reiche Land der armen Leute. Literarische Wanderungen durch Galizien.“

Auch als Herausgeber der Anthologie „Sarmatische Landschaften. Nachrichten aus Litauen, Belarus, der Ukraine, Polen und Deutschland“, die 2005 erschien, machte er sich einen Namen und wurde zum Unterstützer von Autoren und Autorinnen insbesondere aus Weißrussland, die in der letzten Diktatur Europas verfolgt werden und war ebenso Anlaufadresse von Schriftsteller/-innen und Künstlern, die in der Ukraine Schikanen durch den Staat ausgesetzt sind. Für sein 2010 veröffentlichtes Buch „Kaiser von Amerika. Die große Flucht aus Galizien“ erhielt Martin Pollack im Jahre 2011 den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung. Ein lesenswertes Buch, der einen heutigen Prozess widerspiegelt, der vor mehr als 100 Jahren mitten in Europa schon einmal stattfand – nur in Richtung Amerika.


Rückblick auf die 22. Jahrestagung der Deutsch-Polnischen Gesellschaften: Prof. Rita Süßmuth und Dietmar Nietan (r.) übergeben den DIALOG-Preis an Adam Krzemiński

Weitere Bilder der Jahrestagung:


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